SOS Griechenland – Aufruf zur Hilfe für Frauen und Kinder in griechischen Flüchtlingslagern

Die sehr positive Resonanz auf unseren Aufruf „Tübingen hilft SOS Bihac“ im Januar 2021 macht es möglich, dass wir nicht nur Hilfe in Bosnien leisten können, sondern einen großen Teil der eingegangenen Kleiderspenden auch für die Unterstützung anderer Projekte und hilfsbedürftiger Menschen einsetzen können.
So ist die Idee für ein Projekt für Frauen und Kinder in Griechenland entstanden. In der Flüchtlingshilfe aktive Tübinger*innen hatten bereits in den vergangenen Jahren Kontakt zu vor Ort tätigen Helfer*innen. Im Sommer 2020 gab es einen ersten Transport mit medizinischen Hilfsgütern in zwei Camps in Nordgriechenland.
In diesen zwei Flüchtlingslagern sind mehrere hundert Frauen und Kinder untergebracht, die in der letzten Zeit von den griechischen Inseln auf das Festland verlegt wurden. Die humanitären Bedingungen in diesen Lagern sind jedoch elend. Dorthin sollen Ende März die im Rahmen der Aktion „Tübingen hilft SOS Bihac“ gespendeten Kleider für Frauen und Kinder gebracht werden.
In den Lagern mangelt es über Kleidung hinaus an vielem Essentiellen. Deswegen wollen wir es mit dieser Aktion auch noch möglich machen, den dringenden Bedarf an Hygieneartikeln und medizinischem Material für die Krankenstationen zu decken.
Hierzu brauchen wir mindestens 5000 €.

Bitte helfen Sie mit Ihrer Geldspende!
Zur Verbesserung der Versorgung mit medizinischem Bedarf und Hygieneartikeln wollen wir vor Ort in Griechenland Folgendes einkaufen:
- Ultraschallgel und Schwangerschaftstests
- Urinbecher mit Deckel
- Chirurgische Einmal-Hautklammerentferner
- OP-Masken
- Handschuhe S/M
- Handdesinfektionsmittel
- Lackmus-Papier (fürs Fruchtwasser)
- Shampoo, Duschgel, Babyshampoo
- Seife und  Handwaschmittel
- Zahnpasta und Zahnbürsten
- weitere einfache medizinische Artikel

Bitte spenden Sie auf das Konto von*
menschen.rechte Tübingen e.V.
VR Bank Tübingen
IBAN: DE25 6406 1854 0308 1020 02
BIC: GENODES1STW
ggf. Verwendungszweck: Griechenland

*Spenden an den als gemeinnützig und mildtätig anerkannten Verein sind steuerlich abzugsfähig. Für Spenden bis 300 Euro reicht der Kontoauszug als Nachweis gegenüber dem Finanzamt. Wir stellen aber auch für kleinere Spenden Spendenbescheinigungen aus, wenn die Adresse im Verwendungszweck angegeben wird.



Weitere Informationen:  Medizinische Unterversorgung und Corona-Pandemie in Griechenland

Seit der Schließung der Balkanroute 2016 und durch den EU-Türkei-Deal ist Griechenland mit einer immensen Anzahl an schutzsuchenden Menschen konfrontiert. Seitdem werden zigtausende von Menschen auf den griechischen Inseln festgehalten und sitzen dort in der Falle. Die humanitäre Situation auf den Inseln spitzt sich immer weiter zu, es mangelt an jeglicher Grundversorgung. Und es werden keine wirksamen Schritte unternommen, um die humanitäre Katastrophensituation zu beenden. Stattdessen ist diese Situation der Normalzustand, der andere von der Flucht nach Europa abschrecken soll. So sind die auf den griechischen Inseln festgehaltenen Menschen dazu verurteilt, bis auf unbestimmte Zeit auf engstem Raum in Lagern zu leben, ohne die Möglichkeit auf Weiterreise.

Mit dem Ausbruch der Corona-Pandemie kam eine weitere Bedrohung hinzu. Die Menschen in den Lagern sind durch das Covid - 19 Virus besonders gefährdet und brauchen daher besonderem Schutz. In den Lagern gibt es keine Möglichkeit zu „social distancing“ und die hygienischen Verhältnisse sind unzumutbar. Nicht mal regelmäßiges Händewaschen ist möglich. Hunderte von Menschen müssen sich sanitäre Anlagen teilen, in denen es zum Teil nicht mal fließendes Wasser gibt.

Wegen der Corona-Pandemie wurden dann im letzten Jahr mehrere Tausend Geflüchtete von den Inseln auf das Festland verlegt. Der griechische Staat unterhält 32 Lager auf dem Festland. Dabei handelt es sich unter anderem um stillgelegte Militärkasernen, wo die Geflüchteten in Gebäuden oder Wohncontainern untergebracht sind. Die Wohnverhältnisse sind rudimentär und sehr beengt. In der Regel steht jeder Familie nur ein Raum zur Verfügung. Die medizinische Versorgung ist völlig unzureichend. Es gibt zwar medizinisches Personal, aber so gut wie keine Medikamente oder Materialien.

Die Geflüchteten erhalten für die Zeit, in der ihr Asylantrag läuft, über die sogenannten cash cards monatliche finanzielle Zuwendungen, die allerdings gerade so fürs Essen reichen. Für Familien mit kleinen Kindern reicht das Geld dann zum Beispiel für Windeln und die teure Babynahrung nicht, geschweige denn für neue Kleidung. Wenn sie einen positiven Asylbescheid bekommen, fallen diese Zuwendungen sofort weg. Sie dürfen dann noch eine kurze Zeit im Lager wohnen bleiben und werden dann auf die Straße gesetzt.

Unterstützung erhalten die Geflüchteten von solidarischen Menschen und Gruppen, die aber außerhalb der Lager tätig sein müssen, da seit 2018 in den Lagern keine Helfer*innen mehr erlaubt sind. Diese Art der Unterstützung gibt es vor allem um die Großstädte Thessaloniki und Athen herum. Weiter weg leben die Menschen meist in noch erbärmlicheren Zuständen. Die Besonderheit beim Camp Veria ist, dass es für besonders Schutzbedürftige ausgewiesen ist. Im Lager leben neben 30 unbegleiteten Minderjährigen überdurchschnittlich viele Kinder, wobei 75% von ihnen unter 6 Jahre alt sind. Ähnlich ist die Situation auch im Camp Alexandria.

Mit ihrer menschenverachtenden und untragbaren Politik zielt die griechische Regierung ganz unverhohlen auf Abschreckung ab. Den Geflüchteten soll es so schlecht gehen, dass sie nur weg wollen aus Griechenland oder erst gar nicht kommen sollen.

Hinweise:

- 14.01.2021: Aufruf „Tübingen hilft SOS Bihac“

- 18.02.2021 SWR aktuell: Kleiderspenden für Geflüchtete in Bosnien-Herzegowina. Volle Transporter ...nach Bihać gestartet

- 04.03.2021 Schwäbisches Tagblatt Tübingen: „Zustände unter aller Sau“: Flüchtlingshilfe Ein Konvoi des Tübinger Bündnisses Bleiberecht brachte Hilfsgüter in ein Flüchtlingslager an der EU-Außengrenze in Bosnien

- 07.03.2021 Tübingen hilft SOS Bihac – mehr als eine humanitäre Hilfsaktion. Bericht und Ausblick (PDF)

- 30.10.2016 D. Lohmüller: Flüchtlinge in Griechenland – aus den Augen, aus dem Sinn

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