Appell von NGOs für die Fortsetzung des Bundesaufnahmeprogramms Afghanistan
Berlin, 4. Dezember 2024 - Es darf nicht sein, dass das Bundesaufnahmeprogramm (BAP) bei der Aufnahme von letztlich etwa 3.000 Personen endet, obwohl die Zielsetzung laut Aufnahmeanordnung bis zu 36.000 Menschen sind. Durch das vorzeitige Aus der Ampelregierung droht auch das Ende des Bundesaufnahmeprogramms für besonders gefährdete Menschen aus Afghanistan (BAP). In der letzten Woche wurden die am Programm beteiligten Organisationen über die Koordinierungsstelle informiert, dass bis zum Ende der Legislaturperiode absehbar keine neuen Aufnahmezusagen ausgesprochen werden sollen. Ein Abbruch des Bundesaufnahmeprogramms hätte jedoch fatale Konsequenzen für die Schutzsuchenden, von denen Tausende mitten im Verfahren in einer extrem prekären Situation zurückbleiben würden. Bis zur Bildung einer neuen Regierung verbleiben noch mindestens 4 Monate, in denen das Programm fortgeführt werden kann.
Die am BAP beteiligten zivilgesellschaftlichen Organisationen und alle anderen Unterzeichner:innen dieses Appells fordern deswegen:
1. Die Erteilung weiterer Aufnahmezusagen: Es soll über alle Einzelfälle entschieden werden, die bereits ausgewählt, kontaktiert und vom BAMF (mehrfach) geprüft wurden. Die Betroffenen haben aufgrund der Kontaktierung durch die Bundesregierung zum Teil erhebliche Risiken und Kosten auf sich genommen, um Afghanistan verlassen zu können. Sie dürfen aufgrund dieser zusätzlichen Belastung und Gefährdung durch die Teilnahme am Aufnahmeprogramm auf keinen Fall im Stich gelassen werden.
2. Zügige Ausreiseverfahren und Erhalt der Unterstützungsstruktur: Die Evakuierung der Personen, die über das Programm eine Aufnahmezusage erteilt bekommen haben und sich noch in Pakistan bzw. in Afghanistan aufhalten, soll zügig umgesetzt werden. Dabei müssen die Unterstützungsstrukturen in Islamabad, die Bereitstellung von Unterkünften und medizinischer Versorgung durch die Bundesregierung beibehalten werden.
3. Transparente Informationen zur Fortführung des Programmes: Das Bundesinnenministerium und das Auswärtige Amt sollen transparent über die Fortführung des Aufnahmeprogramms in den verbleibenden Monaten der Legislaturperiode informieren.
4. Erhalt und Ausbau von sicheren Zugangswege für besonders gefährdete Menschen aus Afghanistan: Auch die Folgeregierung soll in Anbetracht der dramatischen Situation in Afghanistan weiterhin sichere Zugangswege für besonders gefährdete und vulnerable Menschen schaffen.
Änderungen der politischen Lage dürfen nicht zu Lasten von besonders schutzbedürftigen Menschen gehen, denen Deutschland bereits eine konkrete Perspektive auf humanitäre Aufnahme aufgezeigt hat. Sie dürfen nicht erneut einen unkoordinierten Abbruch deutscher Unterstützung erleben.
Unterzeichnende Organisationen:
Afghanistan-Schulen, Verein zur Unterstützung von Schulen in Afghanistan e.V.
Amnesty International Deutschland
AWO Bundesverband e.V.
ArtLords
Bundesweite Arbeitsgemeinschaft Psychosozialer Zentren für Flüchtlinge und Folteropfer e.V. (BAfF)
Bündnis Hamburger Flüchtlingsinitiativen (BHFI)
Deutscher Anwaltverein (DAV)
Innosozial gGmbH
International Rescue Committee (IRC) Deutschland
Kabul Luftbrücke
Luftbrücke Afghanistan
LSVD⁺ – Verband Queere Vielfalt e. V.
medico international e.V.
MISSION LIFELINE International e.V
move on – menschen.rechte Tübingen e.V.
Münchner Flüchtingsrat e.V.
Neue Richtervereinigung – Zusammenschluss von Richterinnen und Richtern, Staatsanwältinnen und Staatsanwälten e.V.
Patenschaftsnetzwerk Ortskräfte e.V.
Reporter ohne Grenzen (RSF)
Skateistan gGmbH
Soziale Initiative Hamburg SI-HAM e.V
Stitching for School and Life e.V. – SSL e.V. –
TERRE DES FEMMES e.V.
Terre des Hommes
Verband afghanischer Organisationen in Deutschland e.V.
YAAR e.V.
Appeal from 26 NGOs for the continuation of the Federal Reception Program for Afghanistan
Berlin, December 4, 2024 - The premature end of the traffic light government could also lead to the end of the Federal Reception Program for particularly vulnerable people from Afghanistan (BAP). Last week, the organizations involved in the program were informed by the coordination office that no new admission commitments are to be made until the end of the legislative period. However, a termination of the Federal Reception Program would have fatal consequences for those seeking protection, thousands of whom would be left in an extremely precarious situation in the middle of the process. There are at least 4 months left until a new government is formed in which the program can be continued. It cannot be that the Federal Reception Program (BAP) ends with the admission of around 3,000 people, although the target according to the admission order is up to 36,000 people.
The civil society organizations involved in the BAP and all other signatories of this appeal therefore demand:
1. The granting of further admission commitments: Decisions should be made on all individual cases that have already been selected, contacted and examined (several times) by the BAMF. Those affected have, in some cases, taken considerable risks and costs in order to be able to leave Afghanistan because of the contact made by the federal government. They must under no circumstances be left in the lurch due to this additional burden and risk of participating in the admission program.
2. Speedy exit procedures and maintenance of the support structure: The evacuation of those who have been granted admission through the program and are still in Pakistan or Afghanistan should be implemented quickly. The support structures in Islamabad, the provision of accommodation and medical care by the federal government must be maintained.
3. Transparent information on the continuation of the program: The Federal Ministry of the Interior and the Federal Foreign Office should provide transparent information on the continuation of the admission program in the remaining months of the legislative period.
4. Maintaining and expanding safe access routes for particularly vulnerable people from Afghanistan: In view of the dramatic situation in Afghanistan, the next government should continue to create safe access routes for particularly vulnerable people.
Changes in the political situation must not be at the expense of people in particular need of protection, to whom Germany has already shown a concrete prospect of humanitarian admission. They must not experience another uncoordinated termination of German support.
Signatory organizations:
Afghanistan-Schulen, Verein zur Unterstützung von Schulen in Afghanistan e.V.
Amnesty International Deutschland
AWO Bundesverband e.V.
ArtLords
Bundesweite Arbeitsgemeinschaft Psychosozialer Zentren für Flüchtlinge und Folteropfer e.V. (BAfF)
Bündnis Hamburger Flüchtlingsinitiativen (BHFI)
Deutscher Anwaltverein (DAV)
Innosozial gGmbH
International Rescue Committee (IRC) Deutschland
Kabul Luftbrücke
Luftbrücke Afghanistan
LSVD⁺ – Verband Queere Vielfalt e. V.
medico international e.V.
MISSION LIFELINE International e.V
move on – menschen.rechte Tübingen e.V.
Münchner Flüchtingsrat e.V.
Neue Richtervereinigung – Zusammenschluss von Richterinnen und Richtern, Staatsanwältinnen und Staatsanwälten e.V.
Patenschaftsnetzwerk Ortskräfte e.V.
Reporter ohne Grenzen (RSF)
Skateistan gGmbH
Soziale Initiative Hamburg SI-HAM e.V
Stitching for School and Life e.V. – SSL e.V. –
TERRE DES FEMMES e.V.
Terre des Hommes
Verband afghanischer Organisationen in Deutschland e.V.
YAAR e.V.