Afghanische Familie erhält Aufnahme in Deutschland

Die "erweiterte" Familie der Journalistin und Menschenrechtsaktivistin N., die bereits mit Ehemann und Kindern im März 2022 nach Deutschland einreisen konnte, erhielt am 8. Juli die Aufnahmezusage durch das Auswärtige Amt. Aufgrund der exponierten Aktivitäten der Frau N. gegen die Taliban, für Frauen- und Menschenrechte, befanden sich die Eltern und Geschwister der N. weiterhin in erhöhter Gefahr. Zuletzt entdeckten Bekannte der Familie Anfang Juni ein "amtliches" Schreiben des "Geheimdienst von Herat" (Taliban) am verlassenen Haus der Familie, in dem das Haus für beschlagnahmt erklärt und nach der gesamten Familie weiter gefahndet wird. Seit August 2021 befand sich die gesamte Familie innerhalb Afghanistans auf der Flucht und hielt sich unter widrigen Bedingungen in Verstecken auf.

Die seit März im Zollernalbkreis lebende Familie der Frau N. ist sehr erleichtert, dass ihre Angehörigen jetzt auch einen Schutz in Deutschland erhalten. Das Bundesinnenministerium, in dessen Zuständigkeit die Entscheidung über Aufnahmeanträge ist, wollte den Antrag, der bereits im August 2021 und erneuert im Dezember 2021 gestellt wurde, zunächst ablehnen. Als Begründung wurde offenbar angeführt, dass die "Hauptperson" ja bereits aufgenommen sei und dann nur ggf. noch Familienzusammenführung (Kernfamilie) möglich sei. Das Auswärtige Amt hat jedoch dafür gesorgt, dass diese Entscheidung korrigiert wurde. Dafür danken wir im Namen unseres Vereins, der die Aufnahme dieser Familie unterstützt! Jetzt steht für die Familie die komplizierte und auch gefährliche Ausreise aus Afghanistan an. Wann die Familie tatsächlich in Deutschland ankommen wird und wo sie dann unterkommen, ist noch ungewiss.

Der Verein move on - menschen.rechte Tübingen e.V. hat im August 2021, als die Taliban in Afghanistan die Macht übernommen haben, in über 50 Fällen Anträge auf Aufnahme gefährdeter Menschen (Verwandte von im Kreis Tübingen lebenden afghanischen Geflüchteten) beim Auswärtigen Amt gestellt. Nur einer dieser Anträge ist angenommen worden, viele wurden überhaupt nicht bearbeitet. Die meisten dieser Menschen sind nicht nur von extremer Armut betroffen, sondern befinden sich auch weiterhin in Lebensgefahr. Wir haben aktuell mehrere dringenden Fälle, bei denen wir die hier lebenden Angehörigen dabei unterstützen wollen, neue Aufnahmeanträge zu stellen, doch die sog. Menschenrechtsliste (ca. 2.500 Personen) wurde bereits im August 2021 geschlossen und das von der Bundesregierung im Koalitionsvertrag angekündigte Aufnahmeprogramm lässt weiter auf sich warten. Immer noch befinden sich tausende der sog. Ortskräfte, die für die Bundeswehr oder deutsche Organisationen gearbeitet haben sowie gefährdete Personen, die sich für Demokratie und Menschenrechte eingesetzt haben, in Gefahr und warten auf die bereits zugesagte Aufnahme.

Weiterführende Informationen hierzu:

28.06.2022 PRO ASYL: Keine Änderung in Sicht: Regierung ignoriert bis heute Tausende Ortskräfte

26.06.2022 move on: Aktionsplan Afghanistan - von Frau Baerbock was Neues?

23.06.2022 Auswärtiges Amt: Sechs Monate „Aktionsplan Afghanistan“

23.06.2022 Auswärtiges Amt: Auswertung zum Stand der Umsetzung des Aktionsplans

20.06.2022 Pro Asyl Pressemitteilung: Gefährdete Afghan*innen beschleunigt aufnehmen

20.05.2022 PRO ASYL Pressemitteilung: Aufnahme aus Afghanistan: Finanzbeschlüsse des Haushaltsausschusses sind unzureichend

14.02.2022 Pro Asyl: Sechs Monate nach dem Fall von Kabul: »Vergesst Afghanistan nicht! Handelt jetzt!«

 

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