Anerkennungsquote für Afghanen im Sinkflug - Abschiebungsgespräche im Höhenflug
Während die Menschenrechtsverletzungen und die humanitären Krisen im Taliban-regierten Afghanistan weiter zunehmen, ist die Anerkennungsquote von männlichen afghanischen Asylsuchenden in Deutschland stark gesunken. Gleichzeitig forciert Innenminister Dobrindt Gespräche mit den per internationalem Haftbefehl gesuchten afghanischen Machthabern, um "regelmäßig" Abschiebungen in den mysogynen Terrorstaat durchführen zu können. Deutschland im Jahr 2025. Dafür, dass Deutschland Abschiebungen bekommt, haben sich die Taliban jetzt mit der Einfuhr von Taliban-Beamten bei den Konsulaten in Deutschland belohnen lassen. Aus Protest gegen die Einreise der ersten beiden Konsularbeamten dieser Art ist das gesamte Personal des afghanischen Konsulats Bonn Ende September zurückgetreten.
"Der Antragsteller ist kein Flüchtling..." im Sinne der Genfer Flüchtlingskonvention. Der Antragsteller ist „unverfolgt aus Afghanistan ausgereist“. In Afghanistan drohen „keine, durch einen staatlichen oder nichtstaatlichen Akteur verursachte, Folter oder relevante unmenschliche oder erniedrigende Behandlung". "Die derzeitigen humanitären Bedingungen in Afghanistan [führen]... nicht zu der Annahme, dass bei Abschiebung des Antragstellers eine Verletzung des Art. 3 EMRK vorliegt.“ Der Antragsteller "ist jung, gesund und arbeitsfähig." Standardsätze in Asylablehnungen afghanischer Männer im Jahr 2025.
Aufgrund der Machtübernahme durch die Taliban in Afghanistan im Jahr 2021 mussten hunderttausende aus dem Land fliehen. Seitdem haben Menschenrechtsverletzungen aller Art zugenommen und die humanitären Notlagen haben sich weiter massiv verschärft. Die Anerkennungsquote von Asylanträgen durch das BAMF ist jedoch von über 90% noch im Jahr 2024 auf nur noch knapp über 20% im Jahr 2025 gesunken. Erfolgsmeldung am Nationalfeiertag für alle, die auf "Remigration" stehen. Die "Asylwende" a la CDU / Groko lässt grüßen und die AfD lacht sich ins Fäustchen.
Die "Begründungen" für die Ablehnung von Asylanträgen von afghanischen Männern durch das BAMF sind haarsträubend. Während vor und nach der Machtübernahme durch die Taliban wenigstens noch (teilweise" sog. Abschiebungsverbote (§ 60, Abs.5 und 7 AufenthG) zugesprochen wurden, erfolgen in 2025 nur noch Ablehnungen. In unserer Beratungsarbeit müssen wir daher zahlreiche afghanische Männer wieder bei der Einreichung von Klagen gegen die Ablehnung des Asylantrags unterstützen. Frauen erhalten dagegen weiterhin meistens eine Anerkennung als Flüchtling, in vielen Fällen allerdings auch erst nach langwierigem Verfahren und Verzögerungen. Kaum verwunderlich ist, dass durch die verschärfte Entscheidungspraxis die Zahl der Asylklagen stark angestiegen ist.
- 06.10.2025, Der Spiegel: Abschiebungen nach Afghanistan. Mitarbeiter des Innenministeriums führen Gespräche mit Taliban
- 05.10.2025, Die Zeit: Abschiebungen nach Afghanistan: Vertreter der Bundesregierung soll Taliban bereits getroffen haben
- 3.10.2025, Die Tageszeitung: Deutsches Asylsystem. Schutzquote für Afghanen noch niedriger als gedacht. Die Lage in Afghanistan ist unverändert desaströs. Trotzdem bekommen afghanische Männer fast nur noch Asyl, wenn ihre Ehefrauen schon einen Schutzstatus haben.
29.09.2025, die Tageszeitung: Abschiebungen nach Afghanistan. Afghanisches Konsulats-Personal schmeißt hin. Um nach Afghanistan abschieben zu können, lässt Dobrindt Taliban-Vertreter ins Land. Aus Protest kündigt nun das bisherige Konsulatspersonal in Bonn.
- 08.09.2025 tagesschau.de: Verwaltungsgerichte ausgelastet Zahl der Asylklagen deutlich gestiegen
- 16.09.2025, PRO ASYL: Skandal: Bundesregierung kooperiert direkt mit Taliban
- 14.08.2025, PRO ASYL: Schutzquote rapide gesunken: Immer mehr Afghanen werden im Asylverfahren abgelehnt